Während sich die Initiatoren des Experimentellen Karrees vom Verein zur Wiederbelebung kulturellen Brachlandes (WKB) auf ihren Auszug aus der Reitbahnstraße 84 vorbereiten, will die Bürgerinitiative “Reba Si” (Reitbahnstraße Ja) das Ende des Kulturstandortes nicht kampflos hinnehmen. Das verkündete “Reba Si”-Mitglied Georg Spindler bei einer öffentlichen Zusammenkunft.
Am 30. Juni endet der Nutzungsvertrag zwischen der städtischen Grundstücks- und Gebäudewirtschaftsgesellschaft (GGG) und dem WKB, der vor etwa drei Jahren geschlossen und nun gekündigt wurde, weil das Gebäude saniert werden soll. Der WKB entwickelte das Gebäude zu einem Domizil für die freie Kulturszene und nutzte es als Wohnhaus. In den etwa drei Jahren seiner Aktivitäten siedelten sich darin der Umsonst-Laden, in dem gebrauchte Sachen verschenkt werden, die Volksküche, die einmal wöchentlich unentgeltlich Essen anbietet, sowie ein Kulturraum für Ausstellungen, Treffs, Spiel und Sport an.
“Wir haben gehofft, dass wir nicht raus müssen und für unseren Verbleib gekämpft. Aber es hat nichts gebracht. Deshalb ziehen wir aus”, sagte WKB-Mitglied Nico Untermann und fügte hinzu: “Derzeit stehen wir mit der GGG in Verhandlung über ein anderes Objekt. Momentan sieht es so aus, als ergebe sich in Bernsdorf etwas. Allerdings gibt es dort kaum Spielräume für eine kulturelle Plattform.”
Nach seinen Angaben werden aber nicht alle Bewohner der Reitbahnstraße 84 mit nach Bernsdorf gehen. “Einige haben mit der GGG die Nutzung eines Hauses in Gablenz vereinbart. Das wird aber wahrscheinlich nur zum Wohnen genutzt”, sagte Untermann.
Enttäuscht zeigte sich der 24-Jährige von der Stadtverwaltung: “Wenn sich niemand an den Stadtratsbeschluss hält, was ist so ein Beschluss wert? Es sollte sich nach dieser Geschichte niemand mehr über Politikverdrossenheit oder mangelndes Engagement der Jugend wundern.” Im November 2008 hatte der Stadtrat per Beschluss gefordert, die Zielstellungen des Konzeptes “Experimentelles Karree im Reitbahnviertel” zu unterstützen.
So kampflos wie der Verein will sich die Bürgerinitiative “Reba Si” nicht geschlagen geben: “Auch wenn der WKB hier zum 30. Juni die Segel streicht, werden wir weiter um den Erhalt der Kulturplattform auch über den 30. Juni hinaus kämpfen”, kündigte Spindler an. “Mit der Kündigung gehen der Verlust eines wichtigen Kultur- und Begegnungsortes für die Bewohner des Stadtviertels sowie eines Kulturangebotes für alle Generationen in der Innenstadt einher”, erklärte Spindler und verwies ebenfalls auf den Stadtratsbeschluss vom November 2008. Die Initiative fordere lediglich, dass der Beschlusses umgesetzt wird, den die Stadträte aus freiem Willen gefasst hätten. “Schließlich wollen wir nur, dass die Politiker zu ihrem Wort stehen”, sagte Spindler.
Uwe Rechtenbach in Freie Presse
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