Von Kopf bis Fuss auf Schrumpfung eingestellt: Warum Initiative Experimentelles Karree?

Ein Grund für das Zustandekommen des Vereins war es den Stadtplanungsdiskurs möglichst kritisch zu begleiten, d.h. Stadt als das zu begreifen was sie tatsächlich ausmacht, sie als morphologischen Ausdruck, als Vergegenständlichung kapitalistischer Verhältnisse also, zu begreifen. Phänomene wie Leerstand und Schrumpfung brechen nicht naturgesetzlich über eine Stadt herein, sondern sind vielmehr Ausdruck dessen, was gemeinhin als Krise bezeichnet wird.

Allerorten wird gewerkelt, ist man bemüht das scheinbar chaotische Zerfallen zu stoppen, die Stadt wieder in ruhigere Fahrwasser zu steuern, den Standort letztlich konkurrenzfähig zu machen. Das Methodenarsenal dabei hat sich verbreitet. Widerwillen ist die vormals administrative Stadtplanung – der es in prosperierenden Zeiten allein darum gehen musste, Investoren Baufelder zuzuweisen und sie an die Infrastruktur anzuschließen – offener geworden, sucht händeringend nach neuen Strategien und Akteuren.
Partizipative Elemente sind – ob des Entgleitens der Geschicke – mittlerweile fester Bestandteil der Planung. Das Spektrum reicht dabei von Public-Private-Partnerships, dem Einsteigen privater Investoren in den Planungsprozess, bis hin zur Einbindung zivilgesellschaftlicher Inititaven. Diese Maßnahmen, verquickt mit flächenhaftem Abriss und anschließenden Aufhübschungsmaßnahmen die endlich der zyklischen Marktbereinigung dienen, sollen darüber hinwegtäuschen, dass sie in ihrer Eigentlichkeit als hausgemachte Pathologien sich interpretieren ließen.

Sicherlich profitiert auch der Verein Experimentelles Karree von dieser Öffnung, ist aber bestrebt – sich reflektierend als Akteur im falschen Ganzen – diesen realpolitisch anzunähern, wohl aber darauf zu achten, diese Brüche zu diskutieren, öffentlich zu machen und kritisch zu begleiten. In diesem doppelten Sinne können wir behaupten: Wir sind von Kopf bis Fuss auf Schrumpfung eingestellt!