Pressemitteilung der GRÜNEN-Langdtagsfraktion vom 11. Juni 2009
Das drohende Aus für das Chemnitzer Experimentelle Karree verfolgt Karl-Heinz Gerstenberg, Parlamentarischer Geschäftsführer und kulturpolitischer Sprecher der GRÜNEN-Fraktion im Sächsischen Landtag mit Empörung.
“Seit Jahren ringen sächsische Kommunen um Konzepte und Ideen, um demografischen Schrumpfungsprozessen, Überalterung und hohen Leerstandsquoten etwas entgegenzusetzen.
Gerade Chemnitz ist von der Abwanderung junger Menschen, die zum Teil nur für die Dauer ihres Studiums in der Stadt bleiben, betroffen.
Vor diesem Hintergrund war und ist das Engagement der Kreativen vom Experimentellen Karree ein Glücksfall für die Stadt. Die Initiative hat definitiv das Potential, Anziehungskraft auf junge Menschen zu entfalten”, so der Landtagsabgeordnete.Die GRÜNE-Landtagsfraktion hatte vor rund 4 Wochen u.a. in Zusammenarbeit mit Aktiven des ExKa eine ganztägige Konferenz zum Thema “Kreative Stadt” in Chemnitz organisiert. Die positive Resonanz für die bisherige Arbeit und die weiteren Pläne des Projekts waren dabei deutlich spürbar.
Mit Verweis auf den vom Chemnitzer Stadtrat am 26. November 2008 mehrheitlich verabschiedeten Ratsbeschluss zur Unterstützung des Konzepts “Experimentelles Karree im Reitbahnviertel” betont Gerstenberg:
“Es liegt immer noch im Ermessen der GGG und damit der Kommune, ob sie sich in der Reitbahnstraße 84 für eine Luxussanierung oder eine längerfristige Nutzungsmöglichkeit für die derzeitigen Aktiven entscheidet.”“Die von der EU in der Legislaturperiode 2007-13 vermutlich letztmalig so großzügig bereitgestellten EFRE-Mittel bieten sich für ein solches Projekt im Bereich Stadtentwicklung an.
Statt auf Zeit zu spielen und heimlich über eine hochwertige Sanierung des gesamten Reitbahnviertels zu verhandeln, wäre ein qualifizierter Antrag zielführender für die Zukunft der Stadt.
Es mangelt in Chemnitz wahrlich nicht an Immobilien, die der GGG gehören und eine hochwertige Sanierung gut gebrauchen könnten”, erklärt Gerstenberg mit Verweis auf den schwierigen Umgang der Gesellschaft z.B. mit dem gründerzeitgeprägten Sonnenberg.“Ausgerechnet dieses hoffnungsvolle Projekt an dieser Stelle nun zu beenden, zeugt weder von strategischer Weitsicht noch von ambitionierter Stadtentwicklung”, ist Gerstenberg überzeugt.
Eine angeblich “hochwertige Sanierung” an dieser städtebaulichen Stelle ist ein fadenscheiniges Argument. Gerade der Block Reitbahnstraße 84 liegt unmittelbar an der Gustav-Freitag-Straße, die als Teil des innerstädtischen Ringes zu den meistbefahrenen Straßen der Innenstadt gehört. Welche Luxuswohnungen kann man da vermieten oder gar verkaufen? Es wird sicherlich so kommen, dass nach dem Rausschmiss des WKB die Häuser wieder leer stehen und verkommen, bis auch der Denkmalschutz einen Abriss nicht mehr verweigern kann.
Die behauptete “homogene Nutzung” in Übereinstimmung mit den Absichten von Keilholz ist gleichermaßen Blödsinn. Keilholz will angeblich Studentenwohnungen schaffen, die Ansiedlung einer lebendigen Subkultur in den anderen Häuser wäre schädlich dafür. So sehen natürlich Studentenhäuser üblicherweise aus – zwar an einer Hauptverkehrsstraße gelegen, aber fernab von Kneipen, Clubs, Kinos etc. Na klar. Wer diese Märchen glaubt, war offenbar noch nie außerhalb von Chemnitz. Oder höchstens in Burgstädt, Limbach, Flöha … Gute Nacht!
Es geht doch nichts über das Lächeln von Frau Kalew. (Chefin der Immobilienverwertungsanstalt von Chemnitz [eines kleinen Vorortes von Weißwasser, etwas weiter südlich, wers noch nicht kennt])
Dieser kleine Vorort von Weißwasser hats ja jetzt imagemässig sogar bis in die Landeshauptstadt geschafft (FP 12.5., S. 13), und nur weil irgendwelche Sandalenträger ihren Frust jetzt in den Landtag schleppen (Zitat: „Gerade Chemnitz ist von der Abwanderung junger Menschen, die zum Teil nur für die Dauer ihres Studiums in der Stadt bleiben, betroffen.“
Was heißt hier betroffen? Das war doch so gedacht: weil doch „von Anfang an hätte klar sein müssen…“
Dass Chemnitz eine temporäre Lösung darstellt?
Gut, an das Tempo dieser Stadt muss man sich erst gewöhnen, aber das mit dem temporär, das ist schon irgendwie einleuchtend. Oder?
Falls da was missverstanden wurde (Abriss ist nicht gleich Abriss), Frau K. klärt im Blog des WDR (http://www.wdr.de/phorum/live/active/read.php?83,141576156,141577017#msg-141577017) Herrn Pohlanz (und die geneigte Öffentlichkeit) darüber auf, was möglicherweise hätte falsch interpretiert werden können,
und zwar UNMISSVERSTÄNDLICH;
Zitat Simone Kalew: „Stadtumbau heißt vor dem Hintergrund des erheblichen Wohnungsüberangebotes und neben der Schwerpunktsetzung des Erhalts von Quartieren aber auch, von leerstehenden Häusern, die keine Perspektive am regionalen Wohnungsmarkt besitzen, loslassen zu können.“
Aha. Loslassen können.
Und falls das zuweilen etwas schwer fällt (ich denke da nur mal an die steigende Zahl von Messies) gibt’s da auch noch mögliche Hilfestellungen.
Vielleicht ist ja der städtische Gesellschafter der GGG bereit, als Super-Nanny für die Umsetzung des oft genug zitierten Stadtratsbeschlusses einzuspringen.
Vielleicht ist der bislang unter dem Alias Detlef Nonnen bekannte Mann der Tat in Wirklichkeit Captain Chemnitz ?
Dann braucht also nur noch wer diesen Antrag („aber in dreifacher Ausführung“) an den Capitano zu stellen und dem viel zitierten Fordschridd (Chemnitzer Wort für Moderne) steht nichts mehr im Wege.