Chemnitz – Reitbahnviertel. Der lang geplante Stadtteilgarten im Reitbahnviertel ist offensichtlich realisiert worden. Die Bewohner des Reitbahnviertels und des Wohn- und Kulturprojekts Reitbahnstrasse 84 staunten nicht schlecht, als sie am Sonntag vormittag feststellen mussten, dass auf der schmucklosen Brachfläche Reitbahnstrasse/ Ecke Clara-Zetkin-Strasse ein Beet mit Frühblühern und ein fast fertig gestellter Spielplatz mit dazugehörigen Wegen angelegt wurde (siehe Foto im Anhang). Wer hier indes den Zauberstab geschwungen hat, blieb im Dunkeln. Der ExKa e.V. darf bekanntermassen weder sein vom Stadtrat unterstütztes urbanes Experiment im Karree um das Wohnprojekt realisieren, noch kann er die Fördermittel für den Stadtteilgarten auf dieser Fläche abrufen.
Delikat ist indes, dass das Baukoordinationsamt aufgrund des vermeintlichen Schweigens des Vereins, Träger für einen “Stadtteilgarten im Reitbahnviertel” sucht. Auch weitere Ideen des Vereins wurden aufgegriffen und für andere Intentionen urbar gemacht. So will die GGG in das “Experimentelle Karree” Studenten-WG´s und das entsprechende Gewerbe in die Erdgeschosse implementieren. Dieser “Ideentransfer” wäre weniger skandalös, wenn nicht einschlägig bekannt wäre, dass die EFRE-Förderkulisse im Reitbahnviertel durch das Experimentelles Karree überhaupt erst ermöglicht wurde, da ihm als “Zugpferd” in der Gesamtkonzeption des Viertels zentrale Bedeutung zugemessen wurde. Nun wurde dieser partizipative Prozess abgewürgt und der Narr, mithin ca. 50 kreative Jugendliche, kann gehen. Die Konzeption wird auf den verwertbaren Kern zusammengestrichen, die spinnerten Ideen, die wahre Dynamik und Ausdruck zugelassen hätten, können die Engagierten wieder mit nach Hause nehmen.
Vor zwei Wochen führten Angestellte der GGG Bürgermeisterin Lüth durch das gekündigte Kulturprojekt, das bis zum 30.6. geräumt werden muss, um die Eignung für das Spielemuseum zu prüfen. Dass jedoch dessen Chef nicht anwesend war, lässt darauf schliessen, dass das Interesse am Gebäude nicht besonders gross ist, bzw. dass das Interesse überhaupt nur von der GGG ausgeht.
Die GGG versäumte zum Zeitpunkt der Kündigung am 4.1.10, nachvollziehbare Gründe dafür anzugeben, warum die Beendigung des Projektes nötig wäre, obwohl lediglich die Sanierung der Nachbarhäuser geplant und “Die Zukunft des Gebäudes an der Reitbahnstraße 84 (..) offen” (FP, 6.1.10) sei. Diese Legitimation wird nun mit vermeintlichen “Interessenten” am genutzten Gebäude Nr.84 nachgereicht.
Unabhängig vom baldigen Ende des Projektes am 30.6. und des traurigen Eingeständnisses von OB Ludwig und BB Wesseler, dass im Prozess “Fehler” begangen wurden, begrüssen die Vereinsmitglieder des ExKa e.V. jegliches Engagement im Reitbahnviertel, das der Steigerung der Lebensqualität dient und den Selbstgestaltungsanspruch der Bevölkerung ausdrückt. Dass es sich dabei lohnt, nicht immer auf eine offizielle Erlaubnis zu warten, das zeigt das interessante Ergebnis des neuen Stadtteilgartens.
Verein Experimentelles Karree
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