Interview mit der Geschäftsführerin der GGG: Der “Rahmen der Machbarkeit” hört dort auf, wo Vewertung beginnt

Simone Kalew, Geschäftsführerin der GGG im Interview mit dem Lokalblatt “Blitzpunkt” in der Hauptsache zum Thema Experimentelles Karree unter der zynischen anmutenden Überschrift: “Seko wird unser Leitfaden”.
[...]Wie geht es weiter mit dem Experimentellen Karree? Sollen die jungen Leute zurück in den „Kämpfer“?
Das Objekt Reitbahnstraße 84 wurde Mitte 2007 im Zusammenhang mit der unrechtmäßigen Hausbesetzung der Karl-Immermann-Straße 25 (der „Kämpfer“, die Redaktion) durch den Verein “Wiederbelebung kulturellen Brachlandes” (WKB) als zeitlich befristete Lösung angeboten. Zum damaligen Zeitpunkt stand das Objekt Karl-Immermann-Straße unter ungeklärten Eigentumsverhältnissen und wurde seitens der GGG lediglich verwaltet.
Zwischen GGG und WKB besteht ein Überlassungsvertrag für das Objekt Reitbahnstraße 84. Die GGG hat stets ausdrücklich erklärt, dass diese Nutzung des Objektes ausschließlich eine zeitlich befristete Lösung darstellt.
Die eigentliche Diskussion zum “Experimentellen Karree” ist im Rahmen der Erarbeitung des Entwicklungskonzeptes “Reitbahnviertel” aufgekommen. Die Konzeptidee von beauftragten Planern und Nutzergruppen ging über das Objekt Reitbahnstr. 84 weit hinaus und umfasste den Bestand an Häusern und Freiflächen aller Eigentümer.
Bereits im Verlaufe der Entscheidungsfindung haben die drei wesentlichen Eigentümer des Karrees (GGG, Firma Keilholz GmbH, Reichel-Immobilien) ihre Sanierungs- bzw. Verkaufsabsichten transparent kommuniziert. Von dieser erklärten Haltung sind wir zu keiner Zeit abgewichen.
Seit Dezember 2008/Januar 2009 gab es Gespräche zwischen den Gebäudeeigentümern und dem sich im Januar gegründeten Dachverein “Experimentelles Karree” zum Ankauf des Gebäudes. Letztlich waren hier die Voraussetzungen nicht gegeben.
Die GGG selbst hat von Anbeginn ihre Unterstützung zur Umsetzung der Konzeptideen im Rahmen der Machbarkeit erklärt. Dazu stehen verschiedene Objekte, u.a. die Karl-Immermann-Straße 23/25, Ritterstraße 13, im Reitbahnviertel zur Verfügung.
Werden die Gebäude Reitbahnstr./Ecke Bernsbachplatz saniert?
Nach Bekanntwerden der Sanierungsabsicht der Firma Keilholz GmbH mit Baubeginn in der zweiten Jahreshälfte 2009 hat sich die GGG entschieden, sich im Rahmen einer Eigentümerstandortgemeinschaft an der zeitnahen Sanierung der eigenen Bestände zu beteiligen. Ich sehe dabei unsere Sanierungsabsicht im Interesse der homogenen Entwicklung des Karrees an der Reitbahnstraße. [...]

(via blitzpunkt)

Simone Kalew konstruiert in diesem Interview die Unmöglichkeit der Machbarkeit des experimentellen Karrees, die objektiv nichts anderes ist, als den verwertungslogischen Willen zum Argument zu stilisieren. Denn: Einer Realisierung des experimentellen Karrees steht weder der zivilgesellschaftliche Wille, noch der Stadtrat entgegen. Einzig und allein die GGG ist es, die – nun auch institutionell unter Druck geraten – ihr Heil in der Grauzone sucht, die betont, die Nutzung habe von “Anbeginn” nur temporären Charakter gehabt. Statt der Weisungspflicht des Stadtratsbeschlusses nachzukommen, „die Zielstellungen des Konzeptes „Experimentelles Karree im Reitbahnviertel“ aktiv zu unterstützen, insbesondere auf eine längerfristige Nutzungsmöglichkeit des Objektes Reitbahnstraße 84 im Rahmen dieses Konzeptes hinzuwirken“ wird das Projekt vermittels Desinformationsstrategien und vor dem Hintergrund künstlicher Druckkulissen torpediert, mit der Untersagung von Nutzungsberechtigungen nun letztlich sogar verunmöglicht. Dass ein “Ankauf” des Karrees durch die NutzerInnen, die niedrigschwellige, soziokulturelle DIY-Projekte, mit integrativem Anspruch verwirklichen wollen, unmöglich ist, erstaunt Simone Kalew und wird als ein Argument für das Scheitern angeführt. Denn die GGG (als Tochter der Stadt) steht eben nur einem Investoren offen gegenüber, ” der ernsthaftes Interesse am Erwerb von Immobilien hat” und damit auch über das nötige Kapital verfügt.
Ferner wurde bei keinem der öffentlichen Arbeitskreistreffen und Workshops zur Entwicklung des Karrees – entgegen der Behauptungen im Interview – der “temporäre Charakter” den PlanerInnen und AktivistInnen des ExKa gegenüber angezeigt. Die Strategie des Lavierens zwischen dem strategischen Streuen sich ständig abwechselnder Informationen und dem Anbieten von völlig inakzeptablen Ausweichobjekten, sollte es der GGG bis heute ermöglich, sich aus der Verantwortung, die sie qua ihres hybriden Rechtscharakters (GmbH u. Tochter der Stadt) besitzt, zu entbinden. Somit unterminiert das Unternehmen nicht nur einen Stadtratsbeschluss, sondern überfährt im Alleingang auch Bemühungen des Stadtplanungsamtes, das mit dem Engagieren zweier Planungsbüros über 24 Monate versucht war, eine Revitalisierung unter dezidierter Einbeziehung bürgerschaftlicher Beteiligung zu bewerkstelligen und das ExKa indirekt als Ergebnis präsentieren konnte.

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