Monthly Archive for September, 2010

Pressemitteilung: ExKa mahnt bessere Kontrolle der CDU-Fraktion an

Die Rathausfraktion der CDU hat die Umstände der Räumung des Experimentellen Karrees dazu genutzt, um endlich eine Breitseite gegen die dort engagierten jungen Leute und ihre Ideen in die öffentliche Diskussion zu feuern. (Pressemitteilung CDU-Fraktion Chemnitz)

Dabei bedient sich die CDU nicht nur falscher Tatsachen, sondern spekuliert auch darauf, dass bei der Chemnitzer Bevölkerung Ablehnung und Antipathie gegen die Verantwortlichen des ExKa erzeugt werden, wenn sie diese nur als rücksichtlose Chaoten ohne Respekt vor fremden Eigentum darstellt.

Damit bedient sich die CDU leider einer bekannten politischen Strategie, die nicht unwesentlich zum Verdruss der Menschen vor allem bezüglich der etablierten Parteien beiträgt: Wenn Du eine Idee nicht mit Argumenten widerlegen kannst, dann versuche, den Träger der Ideen schlecht aussehen zu lassen.

Fakt ist:
- Der Aus- und Umzug der Bewohner aus dem Experimentellen Karree an der Reitbahnstrasse wurde von diesen komplett privat finanziert.
- Ebenso wurde über die gesamte Zeit regulär Miete bezahlt.
- Weiterhin fiel die Räumung des ExKa mit einer Sperrmüllaktion im Stadtteil zusammen, daher mag der Eindruck entstanden sein, die Bewohner hätten ihren Müll rücksichtlos auf den Gehweg geworfen – mit der Realität hat dieser Vorwurf nichts zu tun.

Alle diese Informationen hätte die CDU-Fraktion kennen können, wenn es ihr um sachliche Kritik gegangen wäre und nicht darum, die Akteure des Experimentellen Karrees in ein schlechtes Licht zu rücken.

Die Substanzlosigkeit der Vorwürfe in ihrer Pressemitteilung sind ein weiterer Indiz dafür, wie schlecht sich die Partei offenbar in öffentlichen Angelegenheiten und den Vorgängen in Chemnitz auskennt und wie wenig ernst sie ihre Pflichten nimmt.

Daher fordern wir eine stärkere (Selbst-)Kontrolle der CDU-Fraktion, bevor wieder haltlose Vorwürfe in der Öffentlichkeit verbreitet werden.

Sag zum Abschied leise: “Aua”

Am Samstag, den 18.09.2010, um ca. 14.30 Uhr umstellte die Polizei das Karree Reitbahnstraße/Fritz-Reuter-Straße und drang gewaltsam in die Häuser Reitbahnstraße 84 und Bernsbachplatz 6 ein. Zu diesem Zeitpunkt waren der Verein zur Wiederbelebung kulturellen Brachlandes (WkB e.V.) und Anwohner damit beschäftigt, das dort ansässige alternative Wohn- und Kulturprojekt zu beräumen. Gemäß der durch die GGGmbH ausgesprochenen Kündigung muss das Objekt am Montag den 20. September beräumt an die Eigentümerin übergeben werden.

10 Einsatzwagen riegelten die Kreuzung am Bernsbachplatz ab. Die teilweise vermummten Polizeibeamten drangen in den Veranstaltungsraum ein und führten die dort befindlichen Personen ab. Es wurden Personenkontrollen durchgeführt und Personalien festgestellt.

Anschließend drang ein Räumkommando ohne Vorwarnung gewaltsam mittels Rammbock und Brecheisen in das Wohnobjekt ein. Im Zuge dessen kam es zu massiven Sachbeschädigungen seitens der Polizei. Eine Haustür zur Straße wurde von innen zerstört. Beide Eingangstüren mussten von der GGG notdürftig repariert werden. Die Beamten brachen im Haus Türen zu Toiletten und Abstellkammern auf. Weiterhin wurde Vereinseigentum beschädigt. „Die Polizei drang sogar gewaltsam in Flächen ein, die der Verein gar nicht gemietet hat.“, so ein Vertreter des WkB e.V.

Ein Ansprechpartner des Trägervereins wurde nicht gesucht. Ein Vorstandsmitglied bestätigte empört: „Dass Polizeibeamte ins Wohnhaus wollten, wurde erst klar, als die Tür aufgebrochen wurde. Man hätte einfach klingeln können. Eine Aufforderung, die Tür zu öffnen gab es vorher nicht.“

Über die Gründe für den massiven Einsatz herrscht auf Seiten des Vereins Ratlosigkeit.
Der Verein hatte sich mit GGG und Stadt über die Räumung des Objektes zum 20. September verständigt. Ein solch überzogener Polizeieinsatz mitten in den Räumungsarbeiten verwundert deshalb umso mehr.

In Anbetracht zurückliegender Polizeieinsätze im Zusammenhang mit der Reitbahnstraße 84 erhärtet sich beim Verein zur Wiederbelebung kulturellen Brachlandes der Verdacht, dass mit dem Einsatz dem Feindbild linksalternativer Projekte Genüge getan werden sollte. Der Verein erwägt, rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen des Polizeieinsatzes einzuleiten.

Vorstand Wiederbelebung kulturellen Brachlandes e.V.

Ende Neu: Exka auf Radio T

ENDE NEU – Die ReBa84 schließt die Pforten

Radio T-Studiogespräch, Donnerstag 09.09.2010, 20:00 Uhr

Eines der ausstrahlungsstärksten und medial beachtetsten Projekte der Stadt Chemnitz, die Reitbahnstraße 84, schließt am 20. September die Türen und wird zu dem, was es vorher war – eine Ruine.

Drei Jahre wurde an und in der ReBa84 die Beteiligung junger Menschen am Stadtumbau, der Umgang mit dem Häuserleerstand, die Suche nach eigenen Lebens-, Arbeits- und Bildungsformen öffentlich diskutiert und in Ansätzen gelebt. Aus dem Nichts entstand aus dem nicht näher benannten südlichen Zentrum plötzlich ein neuer Kiez – das Reitbahnviertel.

Schnittstelle zwischen Uni und Innenstadt, Heimat sozialer und kultureller Initiativen, Keimzelle der jungen Kreativwirtschaft. Doch der Traum vom Experimentellen Karree, vom Jugendstadtteil, vom blühenden (alternativen) Leben in der Innenstadt ist vorerst ausgeträumt. Die Raumpioniere von WKB und ExKa weichen dem äußeren Druck und teilen sich, den inneren Fliehkräften folgend, in drei neue Projekte an anderen Stellen auf. Zukünftig wird in den beiden alternativen Wohnprojekten Bernsdorfer Straße und Adelsbergstraße sowie in der vom Abriss bewahrten Eckruine Leipziger/Limbacher Straße einer neuer Anlauf versucht. Ist das Zerfall oder Vervielfältigung?

Im Gespräch mit Jörg philosophieren Dominik, Robin und Thomas, was bleiben wird und kommen könnte.

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