Archive for the 'Pressemitteilungen' Category

Sag zum Abschied leise: “Aua”

Am Samstag, den 18.09.2010, um ca. 14.30 Uhr umstellte die Polizei das Karree Reitbahnstraße/Fritz-Reuter-Straße und drang gewaltsam in die Häuser Reitbahnstraße 84 und Bernsbachplatz 6 ein. Zu diesem Zeitpunkt waren der Verein zur Wiederbelebung kulturellen Brachlandes (WkB e.V.) und Anwohner damit beschäftigt, das dort ansässige alternative Wohn- und Kulturprojekt zu beräumen. Gemäß der durch die GGGmbH ausgesprochenen Kündigung muss das Objekt am Montag den 20. September beräumt an die Eigentümerin übergeben werden.

10 Einsatzwagen riegelten die Kreuzung am Bernsbachplatz ab. Die teilweise vermummten Polizeibeamten drangen in den Veranstaltungsraum ein und führten die dort befindlichen Personen ab. Es wurden Personenkontrollen durchgeführt und Personalien festgestellt.

Anschließend drang ein Räumkommando ohne Vorwarnung gewaltsam mittels Rammbock und Brecheisen in das Wohnobjekt ein. Im Zuge dessen kam es zu massiven Sachbeschädigungen seitens der Polizei. Eine Haustür zur Straße wurde von innen zerstört. Beide Eingangstüren mussten von der GGG notdürftig repariert werden. Die Beamten brachen im Haus Türen zu Toiletten und Abstellkammern auf. Weiterhin wurde Vereinseigentum beschädigt. „Die Polizei drang sogar gewaltsam in Flächen ein, die der Verein gar nicht gemietet hat.“, so ein Vertreter des WkB e.V.

Ein Ansprechpartner des Trägervereins wurde nicht gesucht. Ein Vorstandsmitglied bestätigte empört: „Dass Polizeibeamte ins Wohnhaus wollten, wurde erst klar, als die Tür aufgebrochen wurde. Man hätte einfach klingeln können. Eine Aufforderung, die Tür zu öffnen gab es vorher nicht.“

Über die Gründe für den massiven Einsatz herrscht auf Seiten des Vereins Ratlosigkeit.
Der Verein hatte sich mit GGG und Stadt über die Räumung des Objektes zum 20. September verständigt. Ein solch überzogener Polizeieinsatz mitten in den Räumungsarbeiten verwundert deshalb umso mehr.

In Anbetracht zurückliegender Polizeieinsätze im Zusammenhang mit der Reitbahnstraße 84 erhärtet sich beim Verein zur Wiederbelebung kulturellen Brachlandes der Verdacht, dass mit dem Einsatz dem Feindbild linksalternativer Projekte Genüge getan werden sollte. Der Verein erwägt, rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen des Polizeieinsatzes einzuleiten.

Vorstand Wiederbelebung kulturellen Brachlandes e.V.

3sat Kulturzeit: Wie können schrumpfende Städte attraktiv werden?

Broschüre-Download: Partizipatives Stadtplanungsprojekt und Politikum “Experimentelles Karree”

Der zeitliche Abstand von Juni 2007 bis heute, von der Hausbesetzung in der Karl-Immermannstraße 23/25 bis zur Kündigung des Wohn- und Kulturprojekts Reba 84 in der Reitbahnstraße 84 seitens der städtischen GGGmbH, lässt es unsererseits, den Aktiven des Experimentellen Karree e.V., notwendig erscheinen, eine zusammenfassende Chronik dieses, wahrscheinlich für alle Parteien langwierigen, schwierigen und oft nicht durchschaubaren Prozesses zu erstellen. Wichtig ist uns dabei v.a. die Nachvollziehbarkeit der Handlungen der vielen unterschiedlichen AkteurInnen, zu ermöglichen. Eine komplexe Darstellung des Planungsprozesses steht aber noch aus. Zum Beispiel, die Frage, woran das Experimentelle Karree scheiterte und die AkteurInnen und IdeengeberInnen diesen Standort zum 30.06.2010 verlassen müssen? Und: Aus welchem Grund der Stadtratsbeschluss zur Reitbahnstraße 84 und dem Experimentellem Karree nicht umgesetzt wurde? ? Unter anderem.

Die vorliegende Chronik kann in ihrer Fragmentarität nur ein Baustein dafür sein, um dies künftig besser beantworten zu können. Als Ergänzung zu der Chronik empfehlen wir die im Juni 2009 vom ExKa e.V. gezogene Zwischenbilanz, mit Erörterungen zu den zutage getretenen Problemen während des Planungsprozesses – veröffentlicht in der Broschüre “Das Experimentelle Karree – Zum Stand der Dinge“. Bereits zu diesem Zeitpunkt, Sommer 2009, gab es keine von der städtischen Tochter gewollte Chance mehr für das ExKa am geplanten Standort. Hilfreich für ein tieferes Verständnis kann auch die im Anschluss der Chronik getroffene Auswahl von Presseberichten sein.

Der Verein Experimentelles Karree e.V., der sich zum Ziel gesetzt hatte, das Wohn- und Kulturprojekt Reba 84 (des WkB e.V´s), am Standort zu unterstützen und das leerstehende Karree entsprechend zu planen und mitzugestalten, sieht in der momentanen Situation, der Kündigung des WkB e.V.´s, seine Arbeitsgrundlage entzogen. Die untenstehende Auflistung markiert somit auch eine Art Bilanz der bisherigen Tätigkeiten beider Vereine.

Es ist klar, dass eine chronologische Aufreihung der Ereignisse anderer AkteurInnen, wie z.B. der GGGmbH, des Stadtplanungsamtes Chemnitz und der privaten Eigentümer, bestimmte Stichpunkte und Daten anders beschreiben oder hervorheben würden. Die hier vorliegende soll deshalb auch eine Aufforderung an die anderen Beteiligten sein, den Prozess zum jetzigen Zeitpunkt aufzuarbeiten.
Download der Broschüre (klick!)

Überraschendes “Hallo!” im Reitbahnviertel.

Chemnitz – Reitbahnviertel. Der lang geplante Stadtteilgarten im Reitbahnviertel ist offensichtlich realisiert worden. Die Bewohner des Reitbahnviertels und des Wohn- und Kulturprojekts Reitbahnstrasse 84 staunten nicht schlecht, als sie am Sonntag vormittag feststellen mussten, dass auf der schmucklosen Brachfläche Reitbahnstrasse/ Ecke Clara-Zetkin-Strasse ein Beet mit Frühblühern und ein fast fertig gestellter Spielplatz mit dazugehörigen Wegen angelegt wurde (siehe Foto im Anhang). Wer hier indes den Zauberstab geschwungen hat, blieb im Dunkeln. Der ExKa e.V. darf bekanntermassen weder sein vom Stadtrat unterstütztes urbanes Experiment im Karree um das Wohnprojekt realisieren, noch kann er die Fördermittel für den Stadtteilgarten auf dieser Fläche abrufen.

Delikat ist indes, dass das Baukoordinationsamt aufgrund des vermeintlichen Schweigens des Vereins, Träger für einen “Stadtteilgarten im Reitbahnviertel” sucht. Auch weitere Ideen des Vereins wurden aufgegriffen und für andere Intentionen urbar gemacht. So will die GGG in das “Experimentelle Karree” Studenten-WG´s und das entsprechende Gewerbe in die Erdgeschosse implementieren. Dieser “Ideentransfer” wäre weniger skandalös, wenn nicht einschlägig bekannt wäre, dass die EFRE-Förderkulisse im Reitbahnviertel durch das Experimentelles Karree überhaupt erst ermöglicht wurde, da ihm als “Zugpferd” in der Gesamtkonzeption des Viertels zentrale Bedeutung zugemessen wurde. Nun wurde dieser partizipative Prozess abgewürgt und der Narr, mithin ca. 50 kreative Jugendliche, kann gehen. Die Konzeption wird auf den verwertbaren Kern zusammengestrichen, die spinnerten Ideen, die wahre Dynamik und Ausdruck zugelassen hätten, können die Engagierten wieder mit nach Hause nehmen.

Vor zwei Wochen führten Angestellte der GGG Bürgermeisterin Lüth durch das gekündigte Kulturprojekt, das bis zum 30.6. geräumt werden muss, um die Eignung für das Spielemuseum zu prüfen. Dass jedoch dessen Chef nicht anwesend war, lässt darauf schliessen, dass das Interesse am Gebäude nicht besonders gross ist, bzw. dass das Interesse überhaupt nur von der GGG ausgeht.
Die GGG versäumte zum Zeitpunkt der Kündigung am 4.1.10, nachvollziehbare Gründe dafür anzugeben, warum die Beendigung des Projektes nötig wäre, obwohl lediglich die Sanierung der Nachbarhäuser geplant und “Die Zukunft des Gebäudes an der Reitbahnstraße 84 (..) offen” (FP, 6.1.10) sei. Diese Legitimation wird nun mit vermeintlichen “Interessenten” am genutzten Gebäude Nr.84 nachgereicht.

Unabhängig vom baldigen Ende des Projektes am 30.6. und des traurigen Eingeständnisses von OB Ludwig und BB Wesseler, dass im Prozess “Fehler” begangen wurden, begrüssen die Vereinsmitglieder des ExKa e.V. jegliches Engagement im Reitbahnviertel, das der Steigerung der Lebensqualität dient und den Selbstgestaltungsanspruch der Bevölkerung ausdrückt. Dass es sich dabei lohnt, nicht immer auf eine offizielle Erlaubnis zu warten, das zeigt das interessante Ergebnis des neuen Stadtteilgartens.

Verein Experimentelles Karree

Pressemitteilung: Keine Experimente – GGG will partizipativen Prozess im Reitbahnviertel beenden

Die GGG hat am 04.01.10 den Mietvertrag der Nutzer in der Reitbahnstraße 84 gekündigt. Trotz entgegenlautenden Stadtrats-beschluss sollen nun 50 aktive Nutzer und Projekte ausziehen. Scheinbar versucht die kommunale Grundstücks- und Gebäude-wirtschafts-Gesellschaft (GGG) einen vom Stadtplanungsamt initiierten und finanzierten Prozess abzuwürgen. Damit drängt sich der Eindruck auf, dass die Vereine nach zwei Jahren ehrenamtlicher Stadtteilentwicklung vermeintlich ihren Anteil geleistet haben und vor die Tür gesetzt werden sollen.
Das Karree beherbergt derzeit das Wohn- und Kulturprojekt des WkB e.V.’s (Wiederbelebung kulturellen Brachlandes) sowie Projekte des ExKa e.V.’s (Experimentelles Karree). Neben größeren Projekten wie Sommerakademie, Experimentellen Bürgersteig und Stadtteilgarten finden beispielsweise auch Umsonstladen, Volksküche, Fahrradselbsthilfewerkstatt und Sonntagsbrunch ein unverdientes Ende.
Auch Projekte anderer Initiativen (Poetenpub, Netzwerk für Demokratie und Courage, Bildungskollektiv) müssen sich nun voraussichtlich neue Veranstaltungsorte suchen, wenn das Haus Ende Juni geschlossen werden soll.
Mit der Schließung der ReBa 84 entfiele nicht zuletzt eine wichtige Verbindung zwischen Campus und Innenstadt.
WKB-Vorsitzender: “Die Verantwortlichen in der Stadt sorgen ein ums andere mal mehr dafür, dass die Zustände hier für junge Menschen unerträglich werden. Es zeigt sich als notwendig, die weiteren Verhandlungen durch vielfältigen Protest zu begleiten.”

“Mit Lidl-Tüten gegen Luxus” (Artikel aus junge Welt)

Im Berliner Stadtteil Kreuzberg diskutierten Experten und Stadtteilaktivisten über Strategien gegen Mieterverdrängung. Linke-Vizeparteichefin Wawzyniak: Großes Kino.
Von Christian Linde

Der Berliner Stadtteil Kreuzberg wandelt sich. Mitte der neunziger Jahre verließen Menschen, die es sich leisten konnten, das Gebiet, heute drängen zahlungskräftige Haushalte geradezu in die ehemalige Hochburg der Hausbesetzer. Die Bewohner kämpfen mit erheblichen Mietsteigerungen; schicke Boutiquen und teure Bars eröffnen an jeder Ecke. Continue reading ‘“Mit Lidl-Tüten gegen Luxus” (Artikel aus junge Welt)’

Endlich: ExKa kommt!

Das für tot erklärte Experimentelle Karree startet nun überraschenderweise doch. Das Konzept wurde bereits vor 1 1/2 Jahren zusammen mit dem Stadtplanungsamt entwickelt und wurde mit einem Stadtratsbeschluss im November 2008 von kommunaler Seite gestärkt. Entgegen dieses Beschlusses, besiegelte jedoch die städtische Wohnungsgesellschaft GGG, deren die Liegenschaften gehören, und die Keilholz GmbH, welche Anrainer ist, im Mai 2009 eine gegenseitige Sanierungsvereinbarung. Bereits dieser Vorgang löste im Stadtrat eine Welle von Anfragen an die Stadtverwaltung aus (u.a. klick!), wobei der Eindruck eflyer_exkakommt_vorderseitentstand, dass Stadtratsbeschlüsse bewusst verunmöglicht wurden. In Zeiten von Stadtschrumpfung und Verödung ganzer Stadträume, ist dieses bewusste Ausbremsen des letzten Häufleins Kreativer zugunsten kurzfristiger, ökonomischer Handlungsziele ein gesamtstädtisches Fiasko.

Das ExKa soll der neue selbstgestaltete urbane Ort in Chemnitz werden. Hier treffen sich die Faktoren. Universität und Innenstadt, Prekariat und Geisteswissenschaft, Abriss und Abenteuer.
Das Projekt könnte eine Möglichkeit sein, den Bewohnern der Stadt extraordinäre Lebensqualität zu verschaffen und zumindest an die Idee von Dresden-Neustadt etc. anzuknüpfen. Verschiedene studentische Miniprojekte warten darauf, dass es losgehen kann: Vom Wohnzimmerkino über die Druckwerkstatt bis hin zu eine Fahrradselbsthilfewerkstatt wird alles selbst konzipiert und selbst verwaltet. All dies fällt über eine verschlafene Stadt her, die es nicht mehr gewöhnt ist, dass ihre Bewohner einen Anspruch auf die Ruinenlandschaft erheben. Denn gerade darin (und nur darin) kann der Reiz eines Gebildes wie Chemnitz liegen. Das Abenteuer heisst nonkommerzielle Aneignung und Nutzung für die kleinen Utopien und Freiheiten, die es in prosperierenden Städten schon längst nicht mehr gibt.

Der ursprüngliche Plan, die Reitbahnstrasse 80-82 und den Rest des Karrees zu nutzen, ist jedoch hinfällig, da die GGG die jahrelang leer stehenden Gebäude nunmehr selbst zur studentischen Wohneinrichtung „mit entsprechendem Gewerbe“ entwickeln möchte. Freilich unter ihrer Planungshoheit und mit den daraus resultierenden und bekannten Folgen (wahlweise GGG-Campus Gustav-Freytag-Strasse oder Brühl).
Stattdessen zieht, um die Verwirrung zu steigern, das Experimentelle Karree zunächst mit in die Reitbahnstrasse 84, die bereits das Wohn- und Kulturprojekt beherbergt.
Die verfahrene Situation wird endlich gewendet: Die Akteure beginnen einfach mit dem, was sie können, und was die beschränkten Räumlichkeiten zulassen.
Neben der Volksküche am Donnerstagabend, gibt es einen zweiwöchig stattfindenden Sonntagsbrunch, eine wöchentliche kostenfreie Fahrradselbsthilfewerkstatt, eine Galerie für Autofahrer , ein Kinoprojekt , eine Druckwerkstatt, und einen Umsonstladen. Weitere Projekte sind angedacht, wenn die Nutzung der angrenzenden, leer stehenden Gebäude, vom städtischen Eigentümer ermöglicht wird. Zur Einbindung neuer Akteure, für Öffentlichkeitsarbeit und für die Koordination der Arbeit des ExKa e.V. sind bereits vor einem Jahr EFRE-Mittel (Europäische Förderung für regionale Entwicklung) beantragt wurden, die, leider, zuletzt scheinbar der einzige Grund gewesen sind, sich Seitens der Stadt mit dem Projekt überhaupt noch zu beschäftigen. Traurig für eine solch problembehaftete und defizitäre Stadt, dass sie nicht merkt, dass sie den Schuss nicht gehört hat. Aber dafür sind ja wir alle da.

ExKa Termine:

Jeden Montag, 16 bis 19 Uhr: kostenlose Fahrradselbsthilfewerkstatt

29.11./6.12./20.12. Sonntagsbrunch – Buffet und Kinderspaß

29.11. – 30.12. Boryana Rossa : Bootleg garden – Ausstellung hinter den Schaufenstern

7.12., 19.30 ExKa – wie geht´s weiter, Infoabend

8.12., 20.00 Buntes Kurzfilm-Kaleidoskop

21.12., 19.00 Spieltrieb – ein Spieleabend jenseits von Mensch-ärgere-dich-nicht und Siedler

Pressemitteilung des ExKa e.V.

+++ Experimenteller Bürgersteig: Ein lauschiges Straßenfest +++ Deadline 30. April eingehalten +++ ExKa e.V. & WKB e.V. geben EFRE-Anträge ab +++ Stellt GGG Nutzungsverträge zur Verfügung? +++

Vergangenen Samstagnachmittag bis in die späten Abendstunden hinein wurde das Experimentelle Karree erstmals ein Stück Realität. Entlang der Reitbahnstraße schlenderten mehrere hundert Besucherinnen und Besucher an Ständen der Beteiligten Projekte vorbei und ließen sich in entspannter Atmosphäre im zukünftigen Stadtteilgarten nieder. Zuvor hatte die Sozialbürgermeisterin Heidemarie Lüth gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des ExKa e.V. einen Kuchen in Form des Experimentellen Karrees feierlich angeschnitten. Die KünstlerInnen-Gruppe “Outark”, das Lesecafe “Poetenpub”, das Kino in Wohnzimmeratmosphäre “El Garito Cinematico”, das Wohn- und Kulturprojekt “Reitbahnstraße 84″, die Gläsernen Werkstätten des Nemoh e.V. und viele andere stellten aus, was sie im Experimentellen Karree umsetzen wollen. Ein lauschiges Straßenfest, an dessen Erfolg auch die Kooperationsbereitschaft der GGG ihren Anteil hatte. Continue reading ‘Pressemitteilung des ExKa e.V.’